Präsenz trotz Absenz
Heutzutage stehen uns unzählige Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung. Der Fokus dieser liegt jedoch meistens auf einer effektiven Informationsübertragung, was zum Verlust zwischenmenschlicher Aspekte auf der Gefühlsebene jeder Kommunikation führt.
Zweisamkeit macht sich durch viele verschiedene Aspekte bemerkbar. Berührungen, gemeinsame Aktivitäten, hinterlassene Notizen oder einfach nur die leisen Geräusche des Mitbewohners im Nebenzimmer. Durch konventionelle, meist unspezifizierte (mehrfach anwendbaren) Übertragungsmethoden, werden wichtige Nuancen vernachlässigt. Diese erscheinen erstmals unwichtig, sind aber für emotionale Zweisamkeit essenziell.
TELEFLIRT bietet, in Form von jeweils zwei Artefakten, vier sehr unterschiedliche Wege emotionale Kommunikation zwischen zwei Menschen über Distanz zu ermöglichen. Sehen oder hören, wie bei einem Videoanruf, kann man sich hierbei nicht. Stattdessen wird die andere Person über unterschwelligere Methoden, die bei einem normalen Anruf vernachlässigt werden, bewusster wahrgenommen. Hierzu interagieren beide Benutzer mit jeweils einem Gerät derselben Art.
Bilder: Tara Winkelmann, Marina Schwarz
PATHFINDER ist ein Artefakt, das die Kommunikation zwischen zwei Usern in Form eines Zeichen- und Suchspiels ermöglicht. User A kann ein über das Artefakt gezeichnetes Bild an User B senden. User B wiederum kann ein zweites Artefakt nutzen, um das Bild für sich sichtbar zu machen. Im Laufe der Interaktion sollen beide User ein physisches Exemplar des Bildes oder der Nachricht auf Transparentpapier erhalten, welches als Erinnerungsstück behalten werden kann. Die User nehmen jeweils eine Rolle an, einer die des Zeichners und einer die des Ratenden. Diese kann unabhängig von den Artefakten gewählt werden, die in beide Richtungen funktionieren.
User A zeichnet ein Bild, indem er die Pixel auswählt, die ausgemalt werden sollen, und diese per Drücken einer Taste am Stift bestätigt. Parallel dazu malt er diese Pixel auf dem Papier an. Ist das Bild fertig, transferiert er die Daten mit dem Drücken einer anderen Stifttaste zum zweiten Artefakt bei User B.
User B kann nach Erhalt der Daten von User A mit dem Stift über die Zeichenfläche des Artefakts wandern und erhält, ähnlich wie bei einem Metalldetektor, ein Feedback in Form einer Vibration, das ein bemaltes Areal signalisiert. Somit weiß er, welche Pixel er ausmalen muss, um nach und nach das Bild entstehen zu lassen.
PATHFINDER besteht aus den Hardwarekomponenten Arduino Uno und einem Motorschild, einem USB-Kabel und einem Powerkabel, einem Vibrationsmotor und einem Zeichentablett mit modifiziertem Stift. Auf Softwareebene wird mit Arduino und p5.js gearbeitet und die Übertragung der Daten wird über Websockets und Heroku sichergestellt.
TELLETTER erstellt und versendet durch die Aufnahme der eigenen Stimme eine Art Brief. Das Artefakt besteht aus zwei Briefkästen, an welchen jeweils eine Nachricht per Sprache aufgenommen werden kann, die anschließend zum Gegenstück gesendet wird und dort für eine zweite Person als kleine Nachricht ausgedruckt wird.
Der Fokus der Arbeit liegt dabei auf der Konvertierung des immateriellen Ausdruckes von Zuneigung in etwas physisches, das als Erinnerungsstück aufgehoben werden kann.
Das Artefakt startet die Sprachaufnahme, sobald die Fahne hochgestellt und die Klappe des Briefkastens geöffnet wurde. Wird die Klappe wieder geschlossen, so wird die Aufnahme beendet und die Nachricht an das korrespondierende Artefakt gesendet und die Fahne an diesem automatisch nach oben gestellt. Beim Öffnen der Klappe an diesem Artefakt wird die Nachricht ausgedruckt und die Fahne automatisch gesenkt. Nach dem Schließen der Klappe kann bei beiden Artefakten wieder eine Nachricht versendet werden.
TELLETTER besteht aus den Hardwarekomponenten Arduino Uno, einem Servomotor, einem Mikrofon, einem kleinen Drucker und einem Magnetschalter. Auf Softwareebene wird mit Arduino und p5.js gearbeitet. Um eine Verwendung über Distanz zu ermöglichen, wird eine Serververbindung über Web-Sockets und Heroku hergestellt.
DOOR TO DOOR will den Aspekt der Zweisamkeit über Distanz spürbar machen, um einsame Momente ein Stück geselliger zu gestalten. Über eine Miniaturtür kann die Soundkulisse einer auserkorenen Person ins eigene Zimmer geholt werden. Durch Öffnen dieser Tür zur anderen Person werden die Geräusche deutlicher, durch das Schließen derselben werden diese leiser und dumpfer.
Die beiden Artefakte übertragen jeweils die Geräusche der eigenen Umgebung konstant zum korrespondierenden Artefakt. Dabei werden die Geräusche vor der Ausgabe verzerrt. Der Grad dieser Abstraktion lässt sich hierbei durch den Winkel der Türe des Artefakts bestimmen. Eine offene Tür reduziert den Verzerrungsgrad, eine geschlossene erhöht diesen. Das Artefakt bietet an keiner Stelle Platz für einen Eingriff in die Privatsphäre, da nur Geräusche erahnt und nie ganze Sätze oder Gespräche ausgemacht werden können.
TAKE MY HAND ist der Versuch, zärtliche Handberührungen über Distanz möglich zu machen. Das Artefakt hat die Form einer Schreibtischlampe und ist auf eine glatte Oberfläche gerichtet. Durch einen Beamer und eine Kamera wird die Schreibtischoberfläche zum digitalen Schattenspiel. Dabei werden die Bewegungen der eigenen Hand zum Gegenüber übertragen. Die Hand der anderen Person wird dadurch zum Greifen nahe und ermöglicht eine virtuelle Berührung der Hände.
Die Artefakte sind nach Vorbild einer Lampe gestaltet und können an einem Tisch befestigt werden. Der Lampenschirm soll dabei auf die Tischplatte gerichtet werden. Ein stetiger Videostream verbindet die beiden Artefakte. So können die Bewegungen von User A durch eine Kamera aufgenommen werden und bei User B mit Hilfe eines Projektors als Schatten erscheinen. Dieser ist jedoch keine direkte Abbildung sondern ein Modell, welches durch Ankerpunkte an der Hand generiert wird.
TAKE MY HAND besteht aus den Hardwarekomponenten eines Mini-Beamers und einer kleinen Kamera. Die Anwendung läuft als Webapplikation im Google Chrome Browser. Für die Umsetzung wurden die Softwares Handpose, ML5.js, P5.js und Express.js verwendet. Zur Verbindung mit dem Server wurde Websockets sowie Heroku hergenommen.
Team
Michelle Benthin, Johanna Pucher, Oliver Quiring, Katharina Schneider, Marina Schwarz, Nadja Troscheit, Andreas Wimmer, Tara Winkelmann
Betreuer
Prof. Andreas Muxel und Elias Naphausen
Links
Instagram: https://www.instagram.com/teleflirt_hsa/