autonome Sitzmöbel zur Exploration von Gegenübertechnologie
„Chairness of a Chair“ irritiert das Verhältnis zwischen Mensch und Sitzmöbel. Das eigensinnige Verhalten selbstfahrender Stühle schafft Raum für Spekulation zwischen Objekt und Subjekt.
Wie würden sich alltägliche Situationen verändern, wenn sich gewöhnliche Sitzmöbel autonom bewegen könnten? Was wenn ein Stuhl sich während einem Gespräch wegdreht? Was wenn ein Stuhl mich zu einer fremden Person fährt? Was wenn ein Stuhl ungefragt Kontrolle übernimmt? In Zusammenarbeit mit der Experience & Interaction Design group! der Universität Siegen erforscht das Projekt das Zusammenspiel von Mensch und proaktivem Objekt. Hierbei sollen weitere Erkenntnisse über neue Interaktionsformen mit Gegenübertechnologie gewonnen werden.
Mensch und Technik stehen in unterschiedlichen Beziehungen zueinander. Oft denkt man über Technik als Werkzeug nach, die vom Menschen genutzt wird. „Chairness of a Chair“ zeigt, dass wir mit Technik auch im Dialog stehen, wenn sie uns aktiv entgegentritt. Wie gestaltet man das technische Gegenüber und was entsteht aus dieser neuen Beziehung? Wie verändert dies unser Verhalten und wo kann proaktive Technologie positive Handlungsszenarien unterstützen?
Anhand eines Sitzmöbels werden konkrete Beispiele prototypisch erfahrbar gemacht. Hierfür wurde eine mobile Roboterplattform entwickelt, die eine spielerische Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen ermöglicht. Die Sitzmöbel zeigen dabei untypische Verhaltensweisen und die Beziehung von Mensch und Objekt wird immer wieder neu verhandelt. Zwei Pilot:innen steuern die Stühle nach dem Wizard-of-Oz Prinzip und die passiven Objekte treten als eigenständige Akteure für das menschliche Gegenüber in Erscheinung.
Die Antriebsmechanik des Prototypen basiert auf einem gehackten Hoverboard, dessen Hauptplatine mit einem ESP8266 Mikrocontroller über WLAN ferngesteuert wird. An ein Arduino Board angeschlossene Joystick Module werden mit einem separaten PC verbunden. Dieser wertet die Steuerungsdaten des Joysticks über Processing aus und versendet diese als OSC-Pakete über WiFi an den im Stuhl verbauten ESP8266 Mikrocontroller, wodurch der Stuhl in Bewegung gesetzt wird.
Die Verwendung von gängigen Protokollen (OSC) und offener Software (Processing und Arduino) ermöglicht eine schnelle Erprobung vielfältiger Einsatzszenarien. Die Steuer- und Antriebstechnik befindet sich an der Unterseite des Sitzmöbels. Ein Hoverboard ist über Gewindestangen und Muttern an der Holzplatte befestigt.
Um die Lenkrollen auf Höhe des Hoverboards anzupassen, sind Unterlegplatten mit einem Lasercutter gefertigt und darunter platziert. Der Stuhl ist mit Winkeln an das Podest montiert, damit er bei Bedarf ausgewechselt werden kann.
Damit Nutzer:innen beim Fahren des Stuhls die Rollen nicht berühren und Ihre Kleidung sich nicht verfängt, sind zur Sicherheit Radkästen konstruiert. Die Vorderseite der Grundplatte ist aus ästhetischen und sicherheitstechnischen Gründen abgerundet.
Team
Michael Wagner, Matthias Sirch, Lena Krause, Jane Nathania, Pia Obermaier
Betreuer
Prof. Andreas Muxel und Elias Naphausen
Kooperationspartner
Universität Siegen: Matthias Laschke und Robin Neuhaus, http://www.experienceandinteraction.com/
Support Studio
Eda Calisti, https://www.edacalisti.com/
Special Thanks
Besonderen Dank an unseren Kommilitonen Dorian Spiegelhauer, der uns freiwillig bei der Projektkonzeption und Planung unterstützt hat.