Mit diesen Fragen beschäftigt sich das IA6 Projekt der Gruppe Avra. In Zusammenarbeit mit dem Staatsballett Augsburg unter der Leitung von Ricardo Fernando entstand eine Interpretation des Stücks Bolero von Maurice Ravel für die VR-Brille. Dabei wurde eine bestehende Inszenierung des Choreografen auf das neue Medium abgeändert und neu einstudiert. In ständigem Dialog entstand eine Choreografie, bei der die räumliche Gestaltung und Inszenierung der Tänzer im Vordergrund standen. Im virtuellen Raum ist man weder an die Physik noch an realistische Darstellungsformen gebunden. Zudem lässt die neue Räumlichkeit es zu, den Zuschauer in den Mittelpunkt der Inszenierung zu rücken und somit selbst in die Choreografie eintauchen zu lassen. Das Ergebnis ist eine ca. 14-minütige Anwendung, die sich immer weiter von einer klassisch, frontalen Vorführung hin zu einer Virtual-Reality-Erfahrung entwickelt.

VR@home

Zu Beginn der Corona-Ausgangsbeschränkungen, sorgte das Staatstheater mit dem Konzept VR@home für Aufsehen, bei dem VR-Brillen auf Bestellung zum Zuschauer nach Hause geliefert werden. Dabei kann aus einem wachsenden Repertoire aus Theater- und Ballett-Inszenierungen, darunter nun auch der Bolero, gewählt werden.

Umsetzung

Die Tänzer wurden in einer grünen Box mit Hilfe einer Tiefenkamera aufgezeichnet. So war es möglich die Tänzer freizustellen und in realistische 3D-Modelle umzuwandeln. Inszeniert wurden die Aufnahmen im 3D-Programm Blender, wo es die Möglichkeiten der virtuellen Realität auszuschöpfen aber zugleich die realen Leistungen der Tänzer zu würdigen galt.

Bolero-VR

Das Stück Bolero folgt immer dem gleichen repetetiven Schema und steigert sich, bis es am Schluss zum großen Finale kommt. Die Inszenierung folgt dieser Entwicklung. Angefangen mit einem statischen Aufbau der Boxen, wird es zum Ende immer abstrakter und räumlicher.

Mit dem Bolero zeigt das Staatstheater zum ersten Mal eine Aufführung, die komplett in einem digital modllierten Raum stattfindet. Die Anwendung führt die Zuschauer*innen allmählich an die 360°-Bühne heran und weckt Interesse für kommende virtuelle Inszenierungen.